Sicher hören Sie das immer wieder, dieses „Am besten ist die Brust“-Klischee, das schon so viele Mütter gerade dann unter Druck gesetzt hat, wenn sie am verletzlichsten sind. Gerade jetzt im Zeichen der Corona-Pandemie liegt vielen frischgebackenen Eltern der Schutz ihrer Neugeborenen vor diesem unsichtbaren Feind besonders am Herzen. Und Sie brauchen nicht lange zu suchen: Ihr eigener Körper produziert dagegen ein wahres Zauberelixier. Muttermilch und das Stillen haben viele faszinierende Vorteile, ernährungsphysiologisch, wegen der Mutter-Kind-Bindung, und auch das Mikrobiom des Kindes wird dadurch für das ganze Leben angelegt. Doch ein weiterer Vorteil ist gerade jetzt wichtiger denn je: Muttermilch schützt das Baby mit ihren unglaublichen Eigenschaften vor Infektionen.
Dabei ist Ihre Muttermilch ausgesprochen reaktionsfähig: Nicht nur die Menge steigt oder sinkt mit dem Appetit Ihres Babys und seinen Wachstumsschüben, sie reagiert obendrein sehr schnell auf die kurzfristigen Bedürfnisse Ihres Babys, etwa wenn seine Gesundheit beeinträchtigt ist.
Wie schützt Muttermilch Ihr Kind vor Infektionen?
Das Stillen hat für das Baby viele erstaunliche Vorteile, und die erstaunlichsten von ihnen lassen sich durch keine Formel reproduzieren. Diese Milch kann kann auf verschiedenen Wegen zum Schutz Ihres Babys vor Infektionen beitragen. So enthält sie Antikörper und Immunzellen,. die Sie produzieren, sobald Ihr Körper mit infektiösen Bakterien oder Viren in Berührung kommt. Sie geben Ihre Immunabwehr also an Ihr Baby weiter, und wenn es dann mit demselben Erreger konfrontiert wird, ist sein Körper bereits mit den entsprechenden Abwehrkräften ausgestattet.
Langfristig wird also die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass Ihr Kind im Verlauf seiner Kindheit die weithin gängigen Infektionen wie Erkältungen und gippeähnliche Erkrankungen, Ohrenleiden oder Infektionen der Atemwege bekommt.
Wenn Sie also selbst erkranken, ist es nicht nur sicher, mit dem Stillen fortzufahren: Sie werden darüber hinaus Ihre Antikörper wahrscheinlich an das Baby weitergeben und es so davor schützen, dieselbe Erkrankung selber zu bekommen.
Wie reagiert die Muttermilch, wenn Ihr Baby krank wird?
Eine der faszinierendsten Eigenschaften der Muttermilch besteht darin, dass sie sich nicht nur dann verändert, wenn die Mutter selbst eine Erkrankung bekommt: Die Reaktion erfolgt auch in die entgegengesetzte Richtung. Wenn also Ihr Baby eine Infektion bekommt, kann die Muttermilch ihre Zusammensetzung anpassen, auf die Bedürfnisse des Baby reagieren und ihre Eigenschaften so steuern, dass sie den Kampf gegen die Erreger unterstützt.
Wenn Ihr Baby an der Brust liegt und mit dem Saugen beginnt, bildet es mit dem Mund ein leichtes Vakuum. Die Wissenschaft geht davon aus, dass Ihr Körper wahrscheinlich deshalb auf das Ernährungsverhalten und den Gesundheitszustand Ihres Kindes reagiert, weil etwas Speichel aus dem Mund Ihres Kindes in die Brust gelang und sich dort mit der Milch vermischt. Man nenn dies den „retrograden Milchfluss“.
Es besteht die Theorie, dass sich beim Austreten der Milch der Druck im Milchkanal erhöht, so dass sich die Milchkanäle erweitern und die Milch in Richtung Brustwarze/Kindermund fließt. Nun geht während des Stillens der Oxytocinspiegel zurück, und dadurch sinkt der Druck in den Milchkanälen wieder. Diese verengen sich und die Milch fließt zurück, und zwar wahrscheinlich mit etwas Speichel aus dem Mund des Babys. Dabei dürften dann Mikroorganismen aus dem Körper des Kindes in die Brust gelangen, wahrscheinlich während einer Stillpause, und das löst eine infektionsbekämpfende Reaktion in der Muttermilch aus.
Ihre Brustdrüsen füllen sich dann mit Zellen Ihres Immunsystems, darunter weiße Blutkörperchen, die bei der Infektionsbekämpfung helfen. Diese Zellen geben Sie dann an Ihr Baby weiter und dort helfen sie mit, die Abwehrreaktion des Kindes gegen seine Infektion zu stärken.
Ihre Muttermilch ist auf vielerlei Art und Weise dynamisch und reaktionsfähig. Wenn Sie Milch pumpen, werden Sie beobachten, dass sich Farbe und Konsistenz öfter verändern. Unter anderem kommt es zu folgenden Veränderungen:
- Zeit seit dem letzten Stillen – Je nachdem, wann Sie zuletzt gestillt haben, verändern sich Milchfettgehalt, Milchmenge und Verdünnung.
- Tageszeit – Der Fettgehalt der Milch kann morgens höher sein.
- Gewicht des Babys und Wachstumsschübe – Ihr Baby kann in Wachstumsphasen öfters saugen wollen, was die ernährungsphysiologischen Eigenschaften der Milch je nach Bedarf verändert.
Die in diesem Artikel enthaltenen medizinischen Informationen dienen lediglich der Information und dürfen nicht für Diagnose- oder Behandlungszwecke verwendet werden. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um Hilfe zu einem bestimmten Krankheitsbild zu erhalten.